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133: Traumjob Pilot? Transformationsdruck in der Luftfahrtbranche

Ingo Stoll • 26. Februar 2021

Ex-Pilot und Coach Michael Marchetti

Die Luftfahrtbranche verkörpert für Berufspilot Michael Marchetti wie kaum eine andere den Geist des "Höher. Schneller. Weiter!". Er ist seit 2005 ein Teil davon und lebt den Traumjob des Piloten. Mit dem ersten Lockdown kam die erste Zwangspause und Zeit zum Nachdenken. Hoffen auf die Erholung der Branche? Ist das noch verantwortbar und zukunftsfähig? Kann und will ich diesen Job tatsächlich weitermachen? Seine Antwort am Ende des Grübelns lautet: "Nein".

Im Talk spricht er über den Transformationsdruck der Branche, seine Erfahrungen und seine neue Rolle als Transformationsbegleiter für andere Pilotenkollegen und Menschen in der Luftfahrtbranche.

"In den letzten Jahren betrieb die Luftfahrtbranche eine gewisse Vergewaltigung der Menschen und auch der Umwelt. Es herrschte ein Druck, der absurd war und der am Ende zu nichts Gutem führt."

Über Michael Marchetti

Die ersten Ideen zu "wetransformpilots" enstanden unter dem Eindruck der Corona Krise im Sommer 2020, als dem Privatjet-Piloten Michael Marchetti klar wurde, dass es kein Zurück mehr in die Welt vor Corona geben würde und sich damit Chancen einer echten Veränderung boten.


Marchetti, geboren 1973 in Wien, studierte zunächst Geschichte und Literatur. Nebenbei begann er 1991 als Journalist zu arbeiten, anfangs für Printmedien, später für das ORF-Radio und Fernsehen. Er lebte mehrere Jahre lang im Ausland, unter anderem in Spanien, Chile und Kenia. 2002 übersiedelte er mit seiner Frau Tiba und den beiden Töchtern für ein Jahr nach Mexiko und jobbte als Tauchlehrer und Unterwasserfilmer, bevor er als 30-jähriger mit der Pilotenausbildung begann. 2005 wurde er Berufspilot. 


Vor wenigen Jahren durchquerte er ganz Neuseeland zu Fuß. Die Eindrücke und Begegnungen auf dieser fünf Monate langen Reise veränderten sein Denken nachhaltig. 

Zitate und Statements aus der Sendung

"Am Anfang war ein Ende: Das Ende des Traumjobs Pilot."

 

"Ich hatte nie vor Pilot zu werden. Ich habe mich dafür entschieden, zu springen."


"Der Auslöser war Corona und der Stillstand im ersten Lockdown im März 2020. Da war ich sechs Wochen am Boden. Da hatte ich Zeit, um nachzudenken."

 

"Durch die Distanz sieht man Dinge, die man jeden Tag macht, anders. Und man erkennt die Schwächen und die Problematiken, die so ein Job mitsich bringt."

 

"Die Sparte der Privatjets hat nach der Wiedereröffnung im Sommer einen regelrechten Boom erlebt. Und gleichzeitig hat sich auch die Sinnfrage gestellt, denn es wurde ein Mehr an Destinationen, an Kunden und an Arbeit."

 

"Der wirtschaftliche Druck auf die Piloten war enorm. Es wurde klar gesagt: 'Wenn du den Job nicht machen willst, gibt es Hundert andere, die nur darauf warten'."

"Vor dem Lockdown gab es in Europa jeden Tag 30.000 Flüge. Angesichts einer Welt, die schwer mit der Klimakrise kämpft, taucht einfach die Sinnfrage auf." 

 

"Und trotzdem: als ich nach sechs Wochen das erste Mal wieder im Cockpit saß, war das eine riesengroße Freude."

 

"Ich glaube, dass die Klimakrise eine zu dringliche ist, als dass es auf lange Sicht wieder so sein wird, wie davor."

Michael Marchetti und Jens Hollmann zu Gast im Ich.Wir.Alle. Podcast #50 "Ist die Freiheit über den Wolken noch grenzenlos?" mit Maike Schäbitz

"Der größte Wandel passiert ganz am Anfang durch den Austausch und das Auftauchen neuer Perspektiven."

 

"Piloten sind atypisch in ihrer linearen Berufsperspektive. Viele wollten seit dem Kindergartenalter Pilot werden und haben für sich nie etwas anderes in Betracht gezogen."

 

"Für viele wird es das erste Mal darum gehen, die Grenzen im eigenen Denken zu sprengen."

 

"Einen neuen Beruf finden hat ganz viel damit zu tun, sich selbst zu finden. Dieser Blick nach innen ist so wichtig."


 

"Es geht nicht darum, den erstbesten Job unter Druck zu nehmen. Die Versuchung ist groß und legitim, aber nicht sinnvoll."


"Es ist auch die Frage aufgetaucht: 'Warum jetzt schon wieder etwas anderes?'. Ich war schon getrieben vom Reiz des Neuen, aber mit zunehmendem Alter erkennt man auch, dass man nicht allem Neuen hinterherlaufen muss."


 

"Es ist mir schwer gefallen, den Pilotenjob aufzugeben, weil es ein jahrelanger, steiniger Weg war bis ins Cockpit. Und es fließt viel Geld in die Ausbildung." 


 

"Was mich selbst sehr überrascht hat, war die Dynamik und Schnelligkeit der Veränderung. Am Ende war es ganz deutlich, dass ich gehen musste."


 

"Es wird nicht nur die Piloten treffen. Es wird auch viele andere Menschen, beispielsweise in der Automobilindustrie und in der Tourismuswirtschaft, treffen. All das wird passieren, weil die Welt sich gerade verändert - und zwar zu einem Grad, wie wir das bislang nicht gekannt haben."

Links zur Sendung

 

Mein Dank gilt Michael für seine Zeit und ehrlichen Einblicke - sowie Jens Hollmann

 für eine weitere, spannende Gastempfehlung für den MoTcast!

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