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107: Philosophie für die Arbeitswelt

Ingo Stoll • 28. Februar 2020

Dr. Michael Andrick

Passt die Art, wie wir arbeiten und ehrgeizig nach Zielen streben mit unseren eigenen Werten und Gründen zusammen - oder sind es nur Angewohnheiten und sozialisierte Muster, die es zum Besseren zu verändern gilt? Das philosophische Handwerk stellt die entscheidenen Fragen, denkt im großen Ganzen und eröffnet radikale Alternativen. Dr. Michael Andrick ist ein Meister dieses Handwerks und gleichzeitig Digitalisierungsmanager in einem Großunternehmen. Sein neues Buch "Erfolgsleere - Philosophie für die Arbeitswelt" ist Basis und Ausgangspunkt des MoTcast mit Audiograf Ingo Stoll.

"Warum geschieht in der Welt so vieles, das die einzelnen Menschen je für sich verabscheuen und bedauern?"

Über Dr. Michael Andrick

Ich bin promovierter Philosoph und arbeite aktuell als Digitalisierungsmanager in einem Großkonzern. Das Karrieremachen als Führungskraft kenne ich aus eigener Erfahrung in Deutschland und den USA. Mit diesen Erfahrungen im Rücken habe ich mir folgende Fragen philosophisch vorgenommen: Wie sind die Institutionen, in denen wir unseren Erfolg suchen, überhaupt entstanden? Haben sie eine bestimmte innere Logik? Welche Denk- und Handlungsmuster müssen wir verinnerlichen, wenn wir den Erfolg wollen? Welche Art von Charakteren begünstigt und produziert der industrielle Betrieb?

[Auszug aus seiner Website]

Erfolgsleere - Das Buch

Zitate und Statements aus der Sendung

In der Arbeitswelt Erfolg zu haben verlangt, sich rational und ehrgeizig zu verausgaben. Die Sinnfragen bleiben zu Hause, Eigensinn und Ideale schleifen sich ab. Die Industriegesellschaft kann Menschen zu charakterlosen Funktionären machen. Sie leiten dann mit derselben stummen Professionalität eine Schule oder eine »Investmentbank«, stellen ebenso fleißig und loyal Bücher oder Bomben her. 

Wie sind unsere Arbeitswelten entstanden – und wie funktionieren sie? Warum fasziniert, fesselt und verdummt uns der Ehrgeiz? Warum sollten wir uns gegen die Durchformung unseres Daseins durch die Karriere wehren? Und wie ermöglicht es das Philosophieren, sich eine eigene Lebensweise zu bewahren? Das sind die Fragen der Philosophie für die Arbeitswelt.

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"Nein, ich bin kein Optimist - aus dem Grund, dass wir in einer Gesellschaftsordnung leben, die ständig einen überzogenen Positivismus produziert."

 

"Wenn wir verstehen wollen, wie etwas wirklich ist, müssen wir uns immer durch einen Berg grundloser Positivität graben."

 

"Marketing ist sachlich grundlose Differenzierung - eigentlich ein betrügerisches Unterfangen. Und das Marketing ist, aus philosophischer Sicht, einer der Punkte, an denen man ganz viel Mythologie aufdröseln kann."

Im Stehen lässt sich gut nachdenken: Dr. Michael Andrick
Foto (c) 
Karolina Kovac Fotografie

"Wenn man drei Mal 'Warum?' fragt, ist man ganz häufig dabei zu merken: 'Was hat man mir da eigentlich erzählt? Wer glaubt das eigentlich?'. Und dann ist man an dem Punkt, wo man vielleicht eigene Gedanken entwickeln möchte. Wahrscheinlich bin ich deshalb Philosoph geworden."

 

"Ehrgeiz ist die Gegenkraft zur Moralität. Es ist genau das, was uns von einem eigenständigen Urteil über die Dinge abbringt."

 

"Philosophieren heisst eigentlich bloß, wissen wollen, ob das was man denkt und tut, Gründe für sich hat, die man unterschreiben will, oder ob das einfach Angewohnheiten sind. Und wenn es Angewohnheiten sind, dann tut man gut daran, sich zu fragen, ob man die fortsetzen möchte." 

 

"Ökologisch gesehen geht die Welt gerade an unreflektierten Angewohnheiten zugrunde."

Was heißt es, im gesellschaftlichen Bereich erfolgreich zu sein und was verlangt das eigentlich von uns? Diese Fragen beantwortet der Philosoph und Digitalisierungsmanager aus Berlin auch auf YouTube (>>)

"Ich habe die Fantasie noch mal ein Buch zu schreiben mit dem Titel 'Gegen Luhmann'."

 

"Die höchste Form des Respekts, die man einem Menschen erweisen kann, ist, möglichst wahrheitsgemäß mit ihm zu reden. Das ist überhaupt meine Grundhaltung."

 

"Die Fähigkeit, radikale Alternativen zu erkennen, das ist das philosophische Handwerk."

 

"Wir haben einen international eingeebneten Arbeitsmarkt zugunsten der westlichen Staaten. Wir haben die ganze Welt mit unterschiedlichen politischen und finanzpolitischen Mitteln zu einer verlängerten Werkbank gemacht. Wir nennen das Globalisierung - als wäre das ein Naturvorgang. Dabei ist es eine Politik, die wir durchgezogen haben."

"Ich glaube, dass ein wesentlicher Teil der digitalen Transformation darin besteht, dass wir lernen, diese Umgebung, in der Raum und Zeit für Informationen bedeutungslos geworden sind, zu bewältigen - mit unseren Prozessen, mit unseren Strukturen, mit unserer Mentalität." 

 

"Die schönste Arbeit ist die Arbeit mit Menschen." 

Links zur Sendung

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