"Ein dualistisches Denken in Gewinnern und Verlierern hilft überhaupt nicht mehr weiter.
Es geht um die gemeinsame Gestaltung."
Frank H. Baumann-Habersack, M.A. Mediation und Konfliktmanagement, forscht im Kontext Führung zu Autorität und Konflikten (Grundlagenforschung Mixed-Methods, D. Mertens, externer Doktorand an der Universität Bremen). Er ist Bankkaufmann, Betriebswirt, Arbeitswissenschaftler sowie ausgebildet in systemischer Familientherapie und Supervision. Baumann-Habersack sammelte in mehr als 25 Jahren Erfahrungen in unterschiedlichen Branchen als Angestellter, Führungskraft und Unternehmer. Als Inhaber von Autoritum® – Akademie für Persönlichkeit und Führung ist er aktuell tätig als Mediator und Berater für Organisationen aller Art bei Führungsfragen sowie als Publizist. Co-Sprecher der DGSF-Fachgruppe „Systemisches Management“.
Im Oktober 2021 erschien bei Vandenhoeck & Ruprecht sein neues Buch für Führungskräfte: Führen mit transformativer Autorität. Die neue Praxis wirksamer Konfliktbearbeitung.
[Quelle: baumann-habersack.de/forscher-autor/]
Ohne eine Transformation der Art, wie wir Konflikte in Führungskontexten bearbeiten, bleiben wir machtlos im Umgang mit den Herausforderungen für Unternehmen im 21. Jahrhundert.
Wie bearbeiten Sie in Führungskontexten bislang eigentlich Konflikte? Halten die Vereinbarungen oder tauchen die (scheinbar) geklärten Konflikte zu einer anderen Zeit doch wieder auf? Wieviel Menschen mit Führungsverantwortung kennen Sie, die um die emotional optimale Zone wissen, in der Menschen Konflikte nachhaltig bearbeiten können? Was machen Sie, wenn eine Konfliktpartei zu dämonisierendem Verhalten neigt und damit eine konstruktive Konfliktbearbeitung nahezu unmöglich macht? Wie weichen Sie in festgefahrenen Konflikten die Positionen wieder auf, um von einer Angriffs- auf eine Verhandlungsebene zu gelangen?
Frank H. Baumann-Habersack stellt erstmalig eine neue Konfliktbearbeitungsstrategie für Führungskontexte vor, die auf der Haltung der transformativen Autorität beruht. Er gibt Antworten auf die Fragen, die Menschen in Führungskontexten kennen sollten, um die sozialen Herausforderungen der digitalen Transformation wirksam zu gestalten.
"Für Autoritätsforscher gibt es keine Ausbildung oder Studiengänge."
"Ich hatte niemals vor, hauptberuflich Wissenschaft zu machen."
"Ich will Dinge wirklich, wirklich wissen."
"Es gibt zur neuen Autorität bislang keine qualitativen, wissenschaftlichen Forschungen."
"Autoritätsforscher - Es ist doch gut, wenn draufsteht, was drin ist. Ich erforsche die Ontologie von Autorität, die eigentliche tiefe Bedeutung."
"Transformative Autorität ist eine neue Haltung, wie Menschen zu Führungsbeziehungen stehen."
"Für die andere Seite der Mitwirkenden, die Autorität legitimieren, gibt es übrigens im Deutschen nicht einmal ein Wort. Da fehlt ein Wort."
Die 7 Elemente der transformativen Autorität, inkl. der 5 wesentlichen Wahrnehmungsfiltern (Außenkreis), die die Bewertung der 7 Elemente für einen Menschen beeinflussen.
"Heute würde ich noch weiter gehen und auch sagen: Neue Autorität ist eine Evolution von Bewusstseinszuständen in der Führung. Damit geht es auch um die Frage, wie wir unsere aktuellen Bewusstseinszustände, die sehr egozentriert, gewalt- und patriachaldominiert sind, in Evolution beringen können. Damit ist es weit, weit mehr als ein Führungsstil."
"Autorität ist kein Gegenstand. Das führt total in die Irre. Autorität ist ein Beziehungsprozess, wofür du mindestens zwei Personen brauchst, die diese Beziehung erzeugen."
"Ende der 90er-Jahre haben der Israelische Psychologe Haim Omer gemeinsam mit dem Deutschen Psychologen Arist von Schlippe die sog. "Neue Autorität" im pädagogischen Kontext entwickelt. Sie haben gesagt, dass Autorität nicht zwangsläufig eine Über- und Unterordnung braucht, sondern dass sie auch auf Augenhöhe verhandelt werden kann."
"Bereits die Römer wussten schon, dass dir die Funktionsautorität über einen Titel überhaupt nichts bringt, wenn du nicht auch mit Menschen in Beziehung trittst, die deinen Rat "wie einen Befehl" benutzen."
"Autorität ist hilfreich, um in einer großen Organisation eine Führungswirkung zu erzeugen. Autorität erzeugt Aufmerksamkeit. Sie ist eine ganz hilfreiche und wichtige Dynamik in Organisationen, die nur neu gedacht werden muss - so dass sie hilfreich ist für dieses Jahrhundert."
"Den wenigsten ist bewusst, dass sie eigentlich im Rahmen des agilen Arbeitens Autorität neu verhandeln. Die Autorität teilt sich dort."
"Häufig halten die neuen agilen Methoden nicht lange oder werden sogar kontakariert, weil Menschen eben noch autoritäte Brillen aufhaben - ohne es zu wissen."
"Auffällig ist, dass es sich um autoritär und anti-autorität handelt. Beiden Ansätzen ist gemein ist die Egozentierung. Sie bleiben in der Dualität gebunden. Was keiner - abgesehen von Omer und von Schlippe - tut, ist Autorität weiterzudenken und diese zu Dualität öffnen."
Frank H. Baumann-Habersack in einer Session auf dem 2. Swiss Social Colaboration Summit in Zürich, Foto: Rainer Bartl
"Diese Aufhebung der Dualität ist die Evolution der Autorität - der Weg zum "Ich im Wir"."
"Die zwei wesentlichen Elemente der transformativen Autorität sind Selbstreflexion und Selbstführung."
"Beschämung ist eine moderne Form von Gewalt."
"Google hat eine paternalistische Form von Autorität, im Sinne von: "ich sorge gut für dich, solange du das machst, was ich sage - und mir dankbar dafür bist, was ich für dich tue."
"Wir wandern wieder in eine digitalisierte Form von autoritärer Autorität, alleine dadurch, dass die steuernden Programme dualistisch sind. 0 oder 1. Da gibt es keine dritten Weg. Insofern haben wir eher eine bedrohliche Renaissance paternalistischer Systeme - nur eben in digitale Prozesse umgesetzt."
"Wir müssen sehr, sehr wachsam sein, dass der Zug nicht ohne uns abfährt, denn aktuell schlagen Effizienz und Rendite noch alles."
"In gewissen Situationen brauchst du situativ vertikale Autorität, die legitimiert ist. Da spricht gar nichts gegen. Nur, diese muss sich auch wieder zurücknehmen, sobald die legitimierte Situation vorüber ist. Dann entsteht dieser partizipative, co-kreative Prozess, in dem Menschen ihre Lebensrealität mitgestalten können."
"Ich bin zwar wichtig für das System, aber es geht nicht um mich."
Mein Dank gilt Frank Baumann-Habersack für seine Zeit in einer durchaus arbeitsintensiven Phase von Theorie und Praxis.