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119: Sozialtransformation der Organisation - Öko-sozialer Wandel und Menschlichkeit

Ingo Stoll • 31. Juli 2020

Mathias Behrens

Nach der digitalen Transformation ist die soziale Transformation unsere nächste Herausforderung. Philosoph, Unternehmer und beinahe Jesuit Mathias Behrens geht es darum, Organisationen zu einem Ort der Menschlichkeit zu machen. Als Mitbegründer der neuen Genossenschaft fiveP.org unterstützt er Impact-Unternehmer. Im MoTcast mit Audiograf Ingo Stoll spricht er über seine bewegte Biografie, seinen metaphysischen Idealismus und konkrete Ansätze für den öko-sozialen Wandel vom Krisenunternehmen zum Impact-Unternehmen.

"Mein Leben ist kurz. Ich habe keine Zeit mehr für faule Kompromisse.

Ich möchte für das einstehen, was ich für richtig halte."

Über Mathias Behrens

"Die Kombination meines inhaltlichen Anspruches mit meinem konkreten Handeln basiert auf der Synthese von Geisteswissenschaft (akademische Abschlüsse in Philosophie und Theologie) und praktischer Führungserfahrung. Ich unterstütze die Transformation sozialer Realitäten gemäß der Vorstellung einer humanen Arbeitswelt.


Bei meinem wirtschaftlichen Tun ist der ökonomische Erfolg eine notwendige Voraussetzung, jedoch nicht das primäre Ziel. Ich orientiere mich an dem Anspruch der Sozialprinzipien: Solidarität, Subsidiarität und Gerechtigkeit. Darüber hinaus ist der kantisch normative Imperativ bezüglich der Selbstzwecklichkeit der menschlichen Person Leitbild meines Wirkens.


Es ist ein zivilisatorischer Irrweg, Menschen als bloße Ressource und reines Instrument zu benutzen. Ein philanthropisches Menschenbild fordert den ganzheitlichen Blick auf den Einzelnen mit seiner nicht messbaren Würde, seinem individuellen Selbstzweck und seinem Potential jenseits des instrumentellen Nutzens für eine Organisation.


Aus der Anerkennung der Selbstzwecklichkeit und der Würde des Menschen folgt die Forderung, die Freiheit des Menschen nicht unnötig einzuschränken, sondern vielmehr seine Freiheitspotentiale zu fördern. Dies genau wird in kollegial geführten Organisationen ermöglicht!"


[zitiert aus https://www.socialtransformation.de/person-und-inspiration]

Über fiveP.org

Der Ansatz von fiveP leistet einen Beitrag zur Überwindung der gegenwärtigen Krisen der ökonomischen, ökologischen und spirituellen Dimensionen. Unser Organisationssinn zielt auf das Beenden der Ausbeutung von Mensch und Natur. fiveP steht für unsere Haltung und unsere Arbeitsweise. Unser Ansatz erklärt sich im Zusammenspiel und der Integration von Purpose, People, Planet, Peace und Prosperity.

 


"WIR BERATEN GANZHEITLICH UND CO-KREATIV ORGANISATIONEN, DIE DAUERHAFT ÖKO-SOZIALEN IMPACT IN DIE WELT BRINGEN WOLLEN."
Impact = kulturelle Voraussetzungen + ökologische Kriterien an Produkt und Lieferkette



Öko-sozialen Wandel herbeizuführen bedeutet für uns, an vier Elementen in Organisationen fokussiert zu arbeiten:


1. SELBSTERMÄCHTIGUNG VON MENSCHEN IN ORGANISATIONEN
Ermächtigte Menschen können Verantwortung übernehmen, in ihrer Rolle als Mitarbeiter, als Mensch und als Bewohner dieses Planeten.


2. FÖRDERUNG DER WIR-KRAFT UND DES POTENZIALS VON TEAMS
Der Zauber der Zusammenarbeit liegt für uns darin, die Stärken des Einzelnen für das Kollektiv zu nutzen, um das größere Ganze zu fördern und dabei trotzdem Individuum zu bleiben. 


3. PARTIZIPATIVE ORGANISATIONSSTRUKTUREN
Entwicklung wirksamer Organisationsstrukturen zur Stärkung von eigenverantwortlichen und effektiven Entscheidungen im Rahmen des Organisations-Sinns.


4. NACHHALTIGKEITSMANAGEMENT VON ORGANISATIONEN
Nachhaltigkeitsberatung (z.B. Umwelt- und Sozialstandards in Wertschöpfungsketten, Kreislaufwirtschaft, Klimapositivität) zum Handeln im planetarischen Einklang. Ganzheitliche Innovationen für Produkte, Dienstleistungen, Geschäftsmodelle und deren Wertschöpfungsketten. 


[zitiert aus https://fivep.org

Zitate und Statements aus der Sendung

"Ich habe katholische Dogmatik studiert und wäre fast Jesuit geworden."

 

"Ich dachte, einen intellektuellen Weg zu gehen, in dem ich dieses absolute Moment in meinem Leben reflektieren und weitervermitteln kann."

 

"In der Zwischenzeit habe ich aber auch geheiratet und fünf Kinder bekommen. Ich musste dann schon eine große Transformation akzeptieren, nämlich dass ich nicht vom intellektuellen Elfenbeinturm leben kann."

 

"Ich habe dann im väterlichen Autohaus einen fünfjährigen Kampf gegen die Insolvenz geführt. Und so war ich als promovierter Dogmatiker plötzlich Krisenmanager geworden." 

 

"Ich kam aus dem Hintergrund der Sozialphilosophie, der Ansprüche von Gerechtigkeit, Solidarität und Subsidiarität. Ich hatte gedacht, dann kann ich meine Mitarbeiter als Unternehmer - theologisch gesagt - wie Kinder Gottes behandeln. Ich bin dann der Patron und es geht ihnen gut, weil ich sie gut behandle. Ich hatte also einen eher patriachalen Ansatz. Ich habe dann schnell auch negative Erfahrungen gesammelt."

 

"Ich war schnell relativ abgetörnt vom Menschenbild des homo oeconomicus. Das Gewinnmaximierungsprinzip als Leitbild wirtschaftlichen Handelns ist mir ziemlich gegen den Strich gegangen, so dass ich froh war, das BWL-Studium nach der Hälfte abzubrechen."

 

"Wer Philosoph ist und gleichzeitig ein bisschen praktisch, der kann eigentlich alles machen, weil er mit der Philosophie das Rüstzeug hat, analytisch und synthetisch zu denken und Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden."

"Meine philosophie Suche hat auch mein Handeln in der Wirtschaft geprägt - besonders die Herausforderung, gerechte Strukturen zu suchen und Menschen in ihrer jeweiligen Geheimnishaftigkeit und als Wunder zu behandeln, nicht als bloße Funktionen in meinen Messsystemen."

 

"Ich musste nach der Insolvenz schnell eine Lösung finden. So habe ich fünf Jahre ohne Mitarbeiter Gebrauchtwagenhandel mit Fahrzeugen zwischen fünfhundert und zehntausend Euro getrieben.Ich habe mich damit als Tagelöhner auf hohem Niveau über Wasser gehalten."

 

"Die haben mich überhaupt nur eingestellt, weil ich Geisteswissenschaftler und zehn Jahre selbstständig war. Und weil sie jemanden gesucht haben, der Kultur versteht."

 

"Als angestellter Manager habe ich meine unternehmerische Sehnsucht nicht vollends befriedigt bekommen."

Mathias Behrens in erfolgreicher Zusammenarbeit mit Cradle2Cradle-Begründer Prof. Michael Braungart(02/2017) "Technoform Bautec receives eco-smart design award"

"Als ich mich immer sicherer in der Rolle als Industriemanager gefühlt habe, wurden meine sozialphilosophischen Gedanken und deren Rolle für die Organisation immer wirkmächtiger."

 

"Die Philosophie kann erst beginnen, wenn du keinen Hunger mehr hast und nicht mehr um das Überleben kämpfen musst (Arestoteles)."

 

"Reinventing Organizations von Frederique Laloux hat mich sehr verändert. Ich habe dann Herrschaftssymbole abgeschafft. Das galt auch für die Prozessmanager. Dadurch haben sich die Vertrauenskultur, die Atmophäre und die Potenziale vieler Mitarbeiter sehr fruchtbar entwickelt."

 

"Ich bin mit meinem Ansatz an Grenzen gestoßen. Er wurde als zu idealistisch und radikal gedeutet."

Links zur Sendung

 



Mein Dank gilt Mathias für seine Zeit und das Teilen seiner persönlichen Biografie auf dem Lebensweg zum hier und jetzt. Und ich danke Dr. Michael Andrick für seine Empfehlung und den Kontakt zu Mathias Behrens.

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