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104: Beziehungsorientierung - Die neue Schlüsselkompetenz

Ingo Stoll • Jan. 17, 2020

Martin Thiele

Die Art, wie wir als Menschen unsere Beziehungen zu anderen gestalten, entscheidet über unsere Zukunft. Das ist bei der Zukunftsfähigkeit von Organisationen nicht anders. "Das coole ist, dass wir alle gemeinsam über diese Ressource verfügen. Wir müssen allerdings lernen, sie wieder zu benutzen", sagt In-Stability Geschäftsführer und Organisationsentwickler Martin Thiele. Im Gespräch mit Audiograf Ingo Stoll geht es um praktische Beispiele im Arbeitsalltag, in der Führung und um das bewusstere Gestalten guter Beziehungen.

"Die unbewussten Muster, die eine eigentlich gewollte Veränderung verhindern,

haben ganz viel mit Beziehungsgestaltung zu tun."

Grundlagen eines beziehungsorientierten Organisationsverständnisses

Der Erfolg und die Wirksamkeit von Organisationsentwicklung hängen ganz wesentlich davon ab, was wir unter Organisationen verstehen. In der Literatur finden sich dazu sehr unterschiedliche Begriffsbestimmungen. In der Praxis sehen wir immer wieder Versuche, Organisationsentwicklung primär über die Anpassung von Organisationsstrukturen und - abläufen zu lösen. Die Ergebnisse sind oft unbefriedigend und wenig erfolgreich.

Zusammenfassend lässt sich abschließend folgendes für das Verständnis von Organisationen und ihre Entwicklung schlussfolgern:


  1. Organisationen weisen manifeste Strukturen auf, die mit inneren, mentalen Bildern der Menschen korrespondieren, die in oder mit diesen Organisationen arbeiten oder um sie wissen. Die Entwicklung von Organisationen setzt daher an der Dynamisierung dieser inneren mentalen Bilder an.
  2. Aufgrund der Relationalität des Menschen sind diese inneren Bilder Beziehungsbilder, d.h. gleichzeitiger Ausdruck von Individualität und Bezogenheit auf den Ebenen „ich- du“, „ich-die“ sowie „wir-die“. Die Entwicklung von Organisationen kann an jeder dieser Beziehungsperspektiven initialisiert werden.
  3. Diese inneren Beziehungsbilder sind in Teilen bewusst und in Teilen unbewusst. Die Schaffung von Bewusstheit und Auseinandersetzung mit unbewussten bzw. bewusstseinsfähigen (vorbewussten) Teilen, ist eine wesentliche Gestaltungsmöglichkeit für die Entwicklung von Organisationen.
  4. Der soziale Charakter von Organisationen ergibt sich aus der Genese bzw. Formation individueller Beziehungsbilder zu einem geteilten, kollektiven Beziehungsbild. Für die Entwicklung von Organisationen bedeutet dies dialogische statt diskursive Formen des Austauschs.
  5. Der Zusammenhalt und die nachhaltige Konstitution von Organisationen erfolgen durch die Überlagerung individuell und kollektiv erfahrener Sinnstiftung als wesentliche kohäsive Kraft. In der Stärkung der Sinndimension organisationaler Ausrichtung liegt somit eine besondere Chance für die Entwicklung von Organisationen.


Ausschnitt aus dem Artikel "Organisationen als sinnorientierte Konstitution kollektiver Beziehungsbilder - Grundlagen eines beziehungsorientierten Organisationsverständnisses", Michael Korpiun, Martin Thiele (2016) in: Lohkamp, L./Raeck, H. (Hrsg.): Tore und Brücken zur Welt. Willkommen in bewegten Zeiten, 1. Aufl. 

Zitate und Statements aus der Sendung

"Für das Verändern braucht es jemanden von extern - und das ist auch alternativlos."

 

"Es darf kein betreutes Arbeiten werden. Es geht darum, das Schwungrad so in Bewegung zu setzen, dass es sich von sich selbst aus weiterentwickeln kann."

 

"Der Mensch ist ein Beziehungswesen. Wenn ich etwas über mich sage, dann kann ich das immer nur in Relation zu anderen tun."

 

"Das eigentliche Menschheitswissen, was Beziehung bedeutet, ist uns abhandengekommen."

 

"Jede Form der Begegnung mit Menschen ist immer eine Beziehungsgestaltung. Die Frage ist, wie bewusst ist uns das?"

 

"Was bedeutet es eigentlich, in Beziehung zu arbeiten? Das hat ganz viel mit inneren Bildern zu tun."

 

"Fehlerkultur? Da kann man sich ja noch mal fragen, was die deutsche Kultur generell zum Thema Fehler sagt ..."

MoTcast-Gastspiel mit Gastgeber Martin Thiele in der Gastfreundschafft

"Wir tragen als Menschen alle gemeinsam eine so relevante Ressource in uns. Warum nutzen wir das eigentlich nicht?"

 

"Wir leben in einer Struktur- und Steuerungsillusion."

 

"Ein gibt die Eindeutigkeit nicht mehr, nach der wir uns als Menschen alle so sehr sehnen."

 

"Wir wissen es nicht mehr, aber alle erwarten von uns, dass wir es wissen."

"Und weil sich Wirksamkeit in Beziehungen äußert, stärken wir Beziehungskompetenzen."

"Je besser ich mich kenne, desto einfacher fällt mir die Beziehungsgestaltung."

 

"Das ist nichts Therapeutisches. Das sind Dinge, die kann ich hier und jetzt umsetzen."

 

"Wir müssen sinnbildlich Löcher in unseren Bezugsrahmen hauen."

 

"Das Coole ist, dass wir alle diese Ressource in uns tragen."

 

"Ich bin im Grundsatz Optimist. Und gleichzeitig muss ich sagen, dass mich die Entwicklung in Deutschland schon sorgt."

Links zur Sendung


Mein Dank gilt Martin Thiele für seine Zeit und eine gute Beziehung - nicht erst seit dem gemeinsamen MoTcast im November 2019 in Hannover.

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