Nach der Aufbauroutine des Wohnwagens bin ich auf eine kleine nostalgische Erinnerungsrunde gegangen. Was würde ich wohl wiedererkennen? Wo war unser altes Zimmer damals? Was hat sich verändert?
Das markante Haupthaus ist noch das alte, wobei alles in den drei Jahrzehnten sicherlich diverse neue Anstriche erhalten hat. Aber so viel anders sieht es gar nicht aus. Ich erinnere mich tatsächlich noch lebhaft an die Disko, die im Erdgeschoss des Traktes gelegen war, über dem Uli und ich ein einfaches Zimmer hatten. Und es wird wohl auf ewig so sein, dass wir den Song „Losing my religion“ von R.E.M. mit diesem Urlaub verbinden werden.
Die Disko gibt es heute nicht mehr. Und auch sonst scheint der Platz - und vor allem das Klientel - deutlich ruhiger geworden zu sein. Keine Horden abenteuerhungriger Teenies, die Fern der Heimat die neue Freiheit auskosten. Stattdessen einige Deutsche mittleren Alters mit Camper, ein paar wenige Zelte und ganz viel Platz auf den Wiesen zwischen Haupthaus und Dünen.
Das Nurdach-Holzhaus, in dem Michael und ich damals residiert haben, steht übrigens auch noch. Es hat allerdings – wie vieles hier – einen farbenfrohen Neuanstrich erhalten, der es eher nach einer Mischung aus Heidepark und Minigolfanlage erscheinen lässt.
Ach ja, und die Frage nach dem WLAN-Code und der Qualität des Internet hatte 1991 an der Rezeption sicher auch noch keiner gestellt. Man oh man … 30 Jahre sind schon eine echte Spanne (!).
Ein absolutes Highlight war dann am nächsten Morgen der Gang über die Dünen zum Strand. Wie damals: ein Hauch von Dänemark mit endlosem Sandstrand. Was mir sofort an Veränderung auffiel, war der massive Wellenbrecher, der sich mittlerweile ein paar Meter ins Meer erstreckt. Den gab es damals nicht.
Und genau dort, wo ich damals mit Uli Beach Tennis gespielt habe und wir abends die Sonnenuntergänge im Meer bestaunt haben, war heute noch etwas anders: Ich war mit meinem ältesten Sohn Lenni dort. Wow, was für eine Entwicklung.
Und Lenni hatte sein kuscheliges Drachenkostüm an, erzählte mit unentwegt, welche Wellen sich hier wie zum Surfen eignen würden (das hatte er morgens um kurz nach 6 Uhr schon ausprobiert !) und ist mit mir Muscheln sammeln und durch die Dünen toben gewesen. Großartige Momente.
Was sich übrigens drastisch verändert hat, ist der Ort Costa Nova - insbesondere die Strandpromenade. Aus dem verschlafenen Fischerdörfchen ist ein mondäner Ferienort mit reichlich Chic und modernem Flair für Touristen und gestresste Großstädter der Porto-Metropole geworden.
Und so danke ich meiner Familie, dass sie mit mir diesen kleinen Ausflug in die Vergangenheit mitgemacht haben. Die freundliche Servicekraft des Campingplatzes schaute übrigens bei unserer Verabschiedung nicht schlecht, als ich ihr sagte, dass ich schon einmal hier war, „thirty years ago“. „I wasn’t even born then …“ war ihre einzige Antwort.
Danke an Uli, die mir spontan einige Bilder aus dem alten Fotoalbum zugesendet hat!
Und noch etwas bleibt bei meinen – nun drei Besuchen - auf dem Camping Platz von Costa Nova festzuhalten: Ich habe dort campiert. Ich hatte ein Zimmer, einen Bungalow und einen Wohnwagen … aber kein Zelt. Vielleicht schließe ich diese Lücke dann beim nächsten Mal ;).