Eigentlich schon: Im Café, im Homeoffice, im Großraumabteil und natürlich im Büro.
Noch zu Agenturzeiten habe ich es geliebt, immer wieder woanders zu arbeiten und diese Abwechslung als Bereicherung zu empfinden.
Trotzdem waren es immer kleine temporäre Ausbrüche, denn es gab immer einen festen Arbeitsplatz. Jetzt ist das definitiv anders.
Seit ich meiner Berufung als Audiograf folge, arbeite ich alleine. Natürlich gibt es Kunden, ein Audiografennetzwerk und Austausch mit anderen, aber es gibt eben keine Mitarbeiter und keine Strukturen. Insofern eine günstige Voraussetzung für das digitale Nomadentum.
Dazu kommt die Art der Arbeit als Audiograf, die sich wesentlich von meinen früheren Tätigkeiten als Agenturchef, Marketingberater oder Transformationsbegleiter unterscheidet. Sind die Audioaufnahmen einmal gemacht, kommt der große Teil der Postproduktion, in der die eigentlichen Sendungen entstehen. Diese Arbeit ist vergleichbar mit der Entwicklung der finalen Fotos in der Dunkelkammer. Dafür benötige ich heute nur einen Laptop - meist nicht einmal eine Internetverbindung.
Und was die Aufnahmen angeht, da haben die letzten Monate mit Corona dafür gesorgt, dass viel mehr virtuell stattfindet. Wie viele andere auch erfahren haben, geht das durchaus. In meinem Fall führe ich die Gespräche für meinen Podcast (MoTcast - Der Masters of Transformation Podcast) nun über das Internet. Auch Online-Kurse und Audio-Projekte führe ich auf der Reise im Grunde so virtuell weiter, wie auch schon in den letzten Wochen.
Wirklich neu sind allerdings zwei Dinge dabei:
1. Mein Arbeitsplatz ist der gemeinsame Familienraum
2. Nix Standleitung - Die lokale Infrastruktur ist unplanbar
Unser Wohnwagen ist für Audioaufnahmen zu meinem mobilen Sendestudio geworden. Das Equipment passt locker auf den Campingtisch und besteht aus folgenden Teilen:
a. MacBook als Audiorecorder und Schaltzentrale für die Internetleitungen
b. Audiointerface Steinberg UR44
c. Mikrofon Heil PR40 mit Shockmount und Stativ zum Anschrauben an die Tischplatte
d. Einen Vorverstärker
und natürlich diverse Kabel, Netzteile und Adapter. That's it. Passt alles locker in 2 IKEA-Kisten.
Und das ganze ist innerhalb von 10 Minuten einsatzbereit. Und bislang gab es seitens der restlichen Familienmitglieder viel Verständnis und Kooperationsbereitschaft.
Was allerdings völlig unplabare Parameter sind, sind die akustischen Verhältnisse auf dem Campingplatz und natürlich auch die Qualität der Onlineverbindung. Kann schon sein, dass die Nachbarcamperfamilie gerade dann das Mittagessen (lautstark) organisiert und einnimmt, während ich gerade die Anmoderation für den MoTcast geplant hatte. Tja, ... da kann ich gut verschieben.
Aber es gibt auch terminierte Schaltungen und Verabredungen, die tagelang im Voraus verabredet wurden und zu dessen Zeitpunkten ich keine Ahnung habe, wo wir dann sein werden - geschweige denn, wie die Netzqualitäten und die Auslastung auf dem Campingplatz sein werden. Es gehört sicher zu den Erfahrungen dieser Reise, wie ich damit umgehen werde und wie flexibel die mobile Arbeit des Audiografen dann wirklich sein wird. No risk, no fun ;).